Wer seinen Vorkriegsoldtimer wöchentlich bewegt, bekommt schnell ein Gefühl für das Fahrzeug. Man entwickelt Routinen für das Starten kalt und warm, Segelfahrten bergab usw... Vorallem aber, lauscht man. Rasseln, klirren, klappern und scheppern nimmt jeder irgenwann wahr. In den meisten Fällen sind Schrauben und Muttern lose, oder ein Halter gebrochen. Aber auch bei der Kontrolle vor der Fahrt fällt hin und wieder eine Kleinigkeit auf. Mich machte der Ölverbrauch nach der Einfahrzeit stutzig. Der war quasi immer gleichbleibend bei gut 100 ml je 100 km. Bei einer langen Tour im September 2022 blieb die Maschine plötzlich stehen. Motor wurde zäh..aber es fühlte sich nicht wie ein "Kolbenfresser" an. Motor drehte und nach 2 min warten, starte die Maschine ohne Probleme. Das Prozedere wiederholte sich noch zwei mal und am Ende zeigte sich. Die Schwimmerkammer war verdreht und ursächlich meine Kraftstoffleitung welche nicht vernünftig weichgeglüht war. Nach dieser Fahrt war der Ölverbrauch noch deutlich höher... aber der Leistung tat es keinen Abbruch.
Dennoch habe ich den Kolben ausgebaut und war über dessen Zustand schockiert. Ringe fest und starke Fraßspuren. Die technische Literatur ist zum Schadbild eindeutig. Kraftstoffüberschwemmung mit Folge eines Ölfilmabrisses.

Ersatzkolben habe ich, nur sollte keiner Verwendung finden. Der Zylinder wurde gebuchst (Schleuderguss) und die Kurbelwelle ist ein Neubau, welcher gewuchtet und damit auf das Kolbengewicht abgestimmt ist. Meine Ersatzkolben hätten erstens die Bohrung unnötig stark vergrößert und damit die Buchse geschwächt, sowie zweitens mit einem Mehrgewicht von 60 g+ meine Wuchtung der Kurbelwelle zu Nichte gemacht. Somit blieb nur die Herstellung eines neuen Kolbens übrig. Der Schliff ist nur ein Zehntel größer. Das Kolbengewicht identisch.

Ich habe mit dem Kolben mein Lehrgeld bezahlt! Am Anfang, auf den ersten Fahrten habe ich die Maschine zu fett eingestellt. Dann die verdrehte Schwimmerkammer infolge eines zu harten Kupferrohrs als Benzinleitung. Dazu kommt noch. Der Horizontalvergaser läuft schnell beim Tupfen über und der ganze Ansaugkanal steht unter Benzin. Gelangt das in den Zylinder, ist das Öl natürlich weggewaschen und der Kolben frisst. Also im Falle eines Absaufens lieber stehen lassen und etwas Öl in den Zylinder geben.